Was ist Mitarbeiterführung und was zeichnet sie aus?

Was ist Mitarbeiterführung und wer ist eine Führungskraft?

Was ist Mitarbeiterführung und was zeichnet sie aus?: Alle wissen, was Führung heisst. Stimmt das wirklich? Fast täglich wird im Geschäftsleben über Führungskräfte und Leadership gesprochen, aber haben Sie jemals versucht, Führung tatsächlich zu definieren? Es kann viel schwieriger sein, als Sie vielleicht denken, prägnant und zugleich verständlich auszudrücken, was Führung wirklich bedeutet.

Was ist Führung?

Nun, unsere – zugegeben etwas umfangreichere – Definition lautet wie folgt:

Führung ist die Kunst, eine Gruppe von Menschen zu motivieren, auf ein gemeinsames Ziel hin zu handeln. In einer geschäftlichen Umgebung bedeutet dies meist: Mitarbeitende anhand einer Strategie zur Erfüllung bestimmter Unternehmensbedürfnisse zu leiten. Führung beinhaltet auch, wesentliche Attribute wie Bereitschaft und Fähigkeit, Inspiration und Motivation auf ein Team zu übertragen. Effiziente (An-)Leitung basiert nicht nur auf eigenen, sondern durchaus auch auf fremden Ideen. Echte Führung kann Vorstellungen auf eine Art und Weise vermitteln, dass Mitarbeitende so handeln, wie die Führungskraft es möchte.

Im Rahmen der Recherchen für sein Buch «The Future Leader» hat Jacob Morgen weltweit über 140 CEOs befragt und sie gebeten, ihr Verständnis von Führung in Worte zu fassen. Viele hatten Schwierigkeiten oder mussten innehalten, denn wir nehmen das Konzept der Führung als selbstverständlich hin. Wir gehen automatisch davon aus, dass alle wissen, was Leadership ist und wie eine gute Führungskraft aussieht. Nachdem die CEOs ihre Definitionen gefunden hatten, gingen ihre Antworten weit auseinander und es gab tatsächlich keine zwei auch nur annähernd identischen Aussagen dazu.

Einige CEOs definierten Führung als Geschäftssinn, wie das Setzen von Visionen oder das Erreichen von Zielen für ein Unternehmen. Andere konzentrierten sich auf menschliche Qualitäten wie Empathie, Bescheidenheit oder Vielfalt. Jede Antwort war anders – und doch sind sie alle richtig. Jede Führungskraft hat eine eigene Interpretation von der Art und Weise, wie sie (an-)leitet und wie die persönliche Führungskultur ihr Unternehmen beeinflusst. Die Definition kann sich auch ändern, wenn sich die Führungskräfte selbst verändern. Mit neuen Führungskräften kommen auch neue Führungsansätze, was sich auf die gesamte Kultur und alle Mitarbeitenden auswirkt.

Wer ist also eine Führungskraft?

In der Geschichte gab es unzählige Menschen, die andere Menschen unmenschlich und zerstörerisch geführt haben. Macht sie das heute immer noch zu Führungskräften? Unserer Meinung nach ist eine Führungskraft jemand, der mehr tut, als nur Menschen zu führen: Ihre Persönlichkeit muss so sympathisch «rüberkommen», dass andere ihren Anweisungen folgen. Die Fähigkeit zum kritischen Überdenken und Analysieren ist existenziell, damit Führungskräfte wissen, wie sie die verfügbaren Ressourcen Ihrer Organisation am effektivsten einsetzen können. Eine Führungskraft ist jemand, der sieht, wie Dinge verbessert werden können und der Menschen dazu bringen kann, sich für diese Verbesserungen einzusetzen. Führungspersönlichkeiten können darauf hinarbeiten, ihre Vision zu verwirklichen, während sie gleichzeitig ihre Belegschaft an erste Stelle setzen. Es reicht bei weitem nicht aus, Menschen zu motivieren. Für langfristigen Erfolg in ihrer Position müssen Führungskräfte einfühlsam sein und eine Verbindung zu den Mitarbeitenden aufbauen.

Es gibt viele Bezeichnungen, die man hier passend verwenden könnte: Führungskräfte sind Dirigenten, Leitwölfe, Manager, Vorreiter, Häuptlinge, Anführer, Organisationstalente, Entscheider und Oberhäupter. Natürlich wird der eine oder die andere mit unserer Definition nicht einverstanden sein. Das Wichtigste ist jedoch, dass Unternehmen sich intern über ihre Definition von Führung einig sind.

Erstellen von Führungs-Filtern

Bei so vielen Namen für die Führung muss – wie gesagt – jeder Betrieb seine eigene, klare Definition formulieren, was Leadership ist und was es bedeutet, eine leitende Position in diesem Unternehmen zu besetzen. Die Definition kann sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln, aber lieber eine grundlegende, agile Beschreibung haben als gar keine.

Eine gemeinsame Definition von Führung innerhalb der Organisation kann dafür sorgen, dass alle auf dem gleichen Stand sind und dabei helfen, bestimmte Arten von Anführern auf die Zukunft vorzubereiten. Firmen sollten für den Auswahlprozess sogenannte Führungsfilter setzen, damit auch die richtigen Leute in leitende Positionen gelangen. Wenn sich die gemeinsame Führungsdefinition einer Organisation um bescheidene Manager dreht, die eher als Diener agieren, nährt das die Führungsfilter. Es hilft sicherzustellen, dass Vorgesetzte, die diesen Eigenschaften entsprechen, entwickelt und gefördert werden. Ähnlich könnte ein Unternehmen nach Führungskräften filtern, die ihre geschäftlichen oder finanziellen Ziele erfüllen. Das würde bedeuten, dass nur jene Angestellten, die diese Dinge priorisieren, im Unternehmen befördert werden.

Ein Beispiel hierfür kommt von IBM, das ein intensives Führungsprogramm entwickelt hat, um die besten Kandidaten für die oberen Positionen zu gewinnen, zu entwickeln und zu fördern. IBM setzt Technologie ein, um die Fähigkeiten und Denkweisen erfolgreicher Manager zu ermitteln und prüft dann potenzielle Kandidaten auf diese Eigenschaften, um so fundierte Einstellungsentscheidungen zu treffen. Die Führungsfilter von IBM beginnen bereits in der Rekrutierungsphase, so dass mögliche Führungskräfte frühzeitig identifiziert und eingestellt werden.

Führungsfilter stellen sicher, dass ein Unternehmen eine einheitliche Definition von Führung hat und dass diejenigen Personen, die die Kultur und Werte am besten repräsentieren, befördert werden. Eine leitende Kraft, die sich ausschliesslich auf die Steigerung des Gewinns und das Verdienen von mehr Geld konzentriert, würde in einem Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von einfühlsamen Vorgesetzten konzentriert, nicht gut abschneiden. Führungsfilter helfen dabei, die richtigen Angestellten zu fördern und ein kohäsives Arbeitsumfeld zu erhalten.

Man kann es wirklich nicht oft genug sagen: Alle wissen, was Führung ist, aber nur wenige können sie wirklich in Worte fassen. Eine einheitliche Definition innerhalb der Organisation zu schaffen, ist ein entscheidender Schritt für die Entwicklung zukünftiger Führungskräfte und die Aufrechterhaltung von Einigkeit und einem starken Führungs-Fokus.

Wie funktioniert Führung?

Im Geschäftsleben ist Führung immer mit Leistungserbringung verknüpft. Dies wird selbst in den unterschiedlichsten Definitionen von Leadership immer Priorität haben. Leitung ist zwar einerseits keineswegs immer direkt an Einnahmen gekoppelt – und doch sind es andererseits genau jene Führungskräfte, die Unternehmensgewinne steigern, welche von Ihren Vorgesetzten als effektiv evaluiert werden.

Wenn eine Person in einer Führungsrolle nicht die Gewinnerwartungen des Vorstandes, des höheren Managements oder der Aktionäre erfüllt, kann sie entlassen werden.

Es gibt Menschen, die sozusagen von Geburt an ausgeprägtere Anführer-Fähigkeiten aufweisen als andere. Doch die gute Nachricht ist: Jede/r kann lernen, eine Führungsrolle einzunehmen. Denn man kann seine Fähigkeiten als Leiter/in durchaus erheblich ausbauen. Es gibt Dutzende von Beispielen, in denen Menschen ohne jegliche Führungserfahrung in Krisensituationen plötzlich ins Rampenlicht getreten sind. Sie waren in der Lage, andere zu überzeugen und ihren Handlungsansätzen zu folgen. Diese Leute verfügten über bestimmte Fähigkeiten und Anlagen, die ihnen zum Aufstieg in eine Führungsrolle verhalfen.

Führungskraft vs. Manager

Die Begriffe Führung und Management werden oft synonym verwendet, aber sie bezeichnen nicht dasselbe, wie wir hier sehen können:

FührungskraftMitarbeiter
Kann ein Manager sein, muss es aber nicht

Muss Anhänger inspirieren

Betont die Innovation

Kümmert sich kaum oder gar nicht um innerbetriebliche Schemata

Arbeitet typischerweise relativ unabhängig

Bemüht sich häufig weniger um Einvernehmlichkeit
Kann ein Anführer sein, muss es aber nicht

Kann oder darf Untergebene eher nicht inspirieren

Betont Planmässigkeit und Übersichtlichkeit

Bemüht sich, im Rahmen der Betriebs- Strukturen zu wirken und sie zu festigen

Wird im Normalfall in die betriebliche Befehlskette eingegliedert

Kann und sollte sich mehr um Harmonie im Team kümmern

Führung erfordert Qualitäten, die weit über das Aufgabengebiet des Managements hinausreichen. Zwar müssen sich Manager genauso wie Führungskräfte um die Verwaltung der Ihnen bereitgestellten Ressourcen kümmern, doch echte Führung bringt viel mehr mit sich. Beispielsweise werden Manager von ihren Team-Mitgliedern nur bedingt als inspirierend oder motivierend beschrieben. Eine Führungskraft hingegen muss zwingend in der Lage sein, diejenigen zu inspirieren, die ihr folgen.

Die hier erwähnten Konzepte sind allgemein gängig, sprechen aber nicht jeden Typus von Führungskraft oder Manager an. Ein Manager ist bestrebt, die Mitarbeitenden unter Einhaltung bestimmter Unternehmensregeln zum Anstreben festgelegter Ergebnisse zu inspirieren. Eine Führungskraft ist hingegen stärker daran interessiert, die Ziele hochzustecken und diese auch zu erreichen – selbst, wenn dies nur zu Lasten der Betriebsstrukturen machbar ist.

Wenn beispielsweise Teammitglieder ausgefallene, neue Gedankengänge präsentieren, wie gewisse Schwierigkeiten behoben werden könnten, werden Führungskräfte diese Personen in aller Regel bei der Verfolgung ihrer Ideen bestärken. Manager würden vermutlich eher dazu neigen, die betrieblichen Abläufe nicht zu stören, da sie selbst Teil dieser Rahmenbedingungen sind. Sie sind schliesslich selber wiederum Chefs unterstellt und erfahren dadurch weniger Toleranz, wenn sie bei der Verfolgung hochgesteckter Ziele Regeln brechen. Führungskräfte agieren im Gegensatz dazu meist weitgehend ungebunden. Das gibt ihnen die Möglichkeit, vorübergehend ein grösseres «Durcheinander» zu akzeptieren, wenn sie der Überzeugung sind, dass sich dies schlussendlich für das Unternehmen lohnt.

Für diese Jagd nach Innovationen zahlen Führungskräfte gelegentlich einen hohen Preis. Eine chaotische oder getriebene Arbeitsatmosphäre kann zwischenmenschliche Stresssituationen hervorrufen. Erkennen Manager solche Dissonanzen, fühlen sie sich verpflichtet, die Probleme aus der Welt zu schaffen. Eine Führungskraft ist hingegen oft derart auf die Erfüllung höchster Anforderungen konzentriert, dass ihr die Disharmonie im Team und sogar Beschwerden völlig entgehen.

Fazit

  • Unternehmen betiteln meist die Mitarbeitenden an der Spitze ihrer Managementhirarchie als Führung.
  • Wer in der Industrie als effektive Führungskraft gelten will, muss Know-how mitbringen, das deutlich über typische Managementaufgaben hinausreicht.
  • Führungskräfte können erforderliche Kenntnisse und Fähigkeiten durchaus erlernen und sich stetig weiterentwickeln.
  • Viele Menschen bezeichnen leitende Angestellte austauschbar als Führungskräfte oder Manager/innen. Allerdings dürfen diese beiden Benennungen nicht als Synonym verstanden werden.